Als ich letztes Jahr mit meinem Rad ans IJsselmehr gefahren bin, ahnte ich noch nicht, dass das der Beginn einer regelrechten Sucht ist. Und auch dieses Jahr war es wieder soweit: Ein Bike-Packing-Abendteuer sollte es auch dieses Jahr wieder werden. Und dann gerne auch etwas anspruchsvoller, als einfach nur immer in Richtung Küste rollen. Nach einer kurzen Recherche war die Entscheidung getroffen: Der Vennquerbahn-Weg von Jünkerath (Deutschland) nach Trois-Ponts (Belgien) sollte es werden - alte Bahntrassen haben es mir irgendwie angetan.
Hinkommen und Wegkommen
Der Vennquerbahn-Weg startet am Bahnhof in Jünkerath, wo von Köln aus eine Bahn hinfährt. Wenn nicht gerade Bauarbeiten stattfinden. Der Zug fährt (Stand: Frühjahr/Sommer 2021) stündlich, die Fahrt dauert ab Köln HBF ungefähr 1 1/2 Stunden mit der Regionalbahn.
Achtung! Nach den schweren Unwettern im Juli 2021 wurde ein Teil der Bahnstrecke stark beschädigt, sodass ab Euskirchen Schienenersatzverkehr in Form von Bussen eingesetzt wird. Eine Fahrradmitnahme ist daher nicht gegeben. Infomiert euch rechtzeitig, wie ihr nach Jünkerath kommt.
Ungefähr auf halber Strecke kreuzt die Vennquerbahn die Vennbahn, mit Anschluss an Aachen und Trousvergiers (Luxemburg), die beide an das Eisenbahnnetz angebunden sind.
Am Ende in Trois-Ponts in Belgien gibt's auch einen Bahnhof, von woaus Züge nach Liége (Belgien) und Luxemburg fahren.
Ein kleiner Tipp: Auch spontanes Bahnfahren ist in Belgien vergleichsweise günstig. Man zahlt für die Strecke, egal ob man Fern- oder Nahverkerszüge nutzt. Ein Fahrrad braucht ein Ticket. Leider sind die Züge nicht alle fahrradfreundlich, teilweise gibt's hohe Treppenstufen zu überwinden.
Streckenverlauf
Der Vennquerbahn-Weg ist, wie der Name schon verrät, ein Radweg auf einer ehemaligen Bahnstrecke, einmal quer durch's Venn. Start ist in Jünkerath und das Ziel ist nach ungefähr 66 Kilometern Trois-Ponts in Belgien. Ungefähr nach der Hälfte der Strecke kreuzt der Weg in Weywertz die Vennbahn, von wo aus man nach Aachen oder nach Troisvergies (Luxemburg) fahren kannn. Der Vennquerbahnweg verlässt aber schon bald die Vennbahn wieder und biegt ab in Richtung Malmedy.
Besonders der Teil zwischen Jünkerrath und Weywertz ist landschaftlich sehr schön. Auf sanften Hügeln mit kaum nennenswerter Steigung schlängelt sich die Strecke durch die Eifel, vorbei an satt-grünen Wiesen, Kuhweiden und kleinen Dörfern. Hier und da helfen Brücken über Täler. Der Weg ist duchweg asphaltiert und nahezu Kreuzungsfrei - ein Verfahren ist daher kaum möglich, die alte Bahnstrecke macht's möglich! Die Strecke führt zweimal an Stauseen vorbei: Recht zu Beginn am Kronenburger See und in der Nähe von Büttgenbach an der gleichnamigen Talsperre. Vom Weg aus sieht man recht wenig von den Seen - wer also Baden oder einfach nur auf den See schauen möchte, der möge rechtzeitig den Weg verlassen.
Kurz vor dem Kronenburger See hat man auch einen tollen Blick auf die Kronenburg - hier steht für mich fest, dass ich auf jeden Fall zum Wandern mal wieder kommen möchte.
Der zweite Teil führt von Weywertz nach Trois-Ponts - nachdem der Vennbahnweg verlassen wurde, kreuzt die Vennquerbahn den Ort Weismes - hier könnte man theoretisch auch einkehren, wenn man nicht so wie ich versucht, sich während der Fahrt selbst zu versorgen. Der zweite Teil der Strecke gefällt mir nicht mehr so gut, das mag zum einen daran liegen, dass nun viel öfter Orte gekreutzt werden und zum anderen fehlen mir die Ausblicke auf sattgrüne Wiesen. Stattdessen gibt's Wälder und zwei alte Eisenbahn-Tunnel. in Trois-Ponts kann man dann entweder die Bahn zurück nehmen, oder noch ein Stück weiter ( ca. 4 km mehr) nach Coo fahren, wo ein Wasserfall Touristen magnetisch anzieht.
In Belgien gibt es das sogenannte RAVeL-Netz („Réseau Autonome de Voies Lentes“ oder „Autonomes Netz für langsam fließenden Verkehr“), hierbei handelt es sich überwiegend um ehemalige Bahntrassen, die als Fahrradwege ausgebaut wurden und so recht steigungsarm und fernab des motorisierten Verkehrs von A nach B führen.
Unterkommen
Ich bin die 70 Kilometer von Jünkerath nach Coo an einem Nachmittag gefahren. Mit dem Zug war ich Mittags in Jünkerath, sodass ich genügend Zeit für die Strecke hatte. Geschlafen habe ich in Coo im Hotel "Au Sommet de la Cascade", direkt am Wasserfall. Das Hotal war okay, es gab allerdings keine gute Möglichkeit, um das Rad abzustellen.
Natürlich kann man auch auf halber Strecke in Weywertz nächtigen, hier empfehle ich das Gästehaus Sylvie, das von einem sehr, sehr nettem Ehepaar geführt wird.
Essen & Verpflegung
Ich bezeichne insbesondere den Osten Belgiens immer als "strukturschwache Region" und da ist was dran. Da der Vennquerbahnweg meist die Orte umfährt, muss man sich selbst um eine Einkehrmöglichkeit kümmern, wenn man denn möchte. Die Orte in der Eifel sind meist klein, es empfihlt sich aldo frühzeitig zu planen. Hin und wieder sind auch Gaststätten am Weg ausgeschildert.
Ich bin empfindlich, was Hunger angeht. Daher habe ich mir einen Traum erfüllt und mir für diese Tour einen Trangia (Sturmkocher) angeschafft - und es nicht bereut. Ich habe mir also Mittags eine Bank mit Tisch, von denen es reichlich an der Dtrecke gibt, gesucht und mit Nudeln gekocht. Beste Mittagspause!
Fazit
Ich empfehle den Teil des Vennquerbahnwegs von Jünkerath nach Weywertz wirklich jedem - die Landschaft ist wirklich wunderschön und abwechslungsreich, es fährt sich durch die nur leichte Steigung ganz hervorragend. Und in Weywertz angekommen kann man runter nach Aachen rollen und von dort den Zug nach Hause nehmen.
Die Strecke von Weywertz nach Trois-Ponts hatte es mir dann nicht so angetan, sodass ich sagen würde: Einmal abgefahren - reicht!
Nachdem ich von Künkerath nach Coo auf dem Vennquerbahnweg gefahren bin, ging es für mich wieder zurück über den Vennquerbahnweg nach Weywertz und von dort aus über den Vennbahnweg (fast) bis nach Troisvergiers in Luxemburg. Das könnt ihr in Bälde hier lesen!
Kommentar schreiben