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Travel: Bikepacking auf dem Vennbahnweg

fluegelwesen - Vennbahnweg - Heidelandschaft
Der Vennbahnweg schlängelt sich durch Heidelandschaft

Der Vennbahnweg - davon träume ich schon seit gut 10 Jahren. Damals, es war 2010, ich war frisch mit der Schule fertig und es zog mich zum Studium nach Aachen. Schon bald hörte ich von dieser alten Bahnstrecke, die von Aachen über Belgien bis nach Luxemburg führt und nun ein Radweg ist. Einmal quer duch's Venn. Das klang schon damals super! Und genau nach dem richtigen Abenteuer für mich. Dennoch verging ein Jahrzehnt und ich musste erst wegziehen und meine Liebe für's Bikepacking entdecken, bevor ich mir diesen Traum verwirklichte. Im Sommer 2021 war es dann endlich soweit: Mit dem Rad ging's von Troisverges in Luxemburg über Belgien nach Aachen über die Vennbahn.

fluegelwesen - Vennbahnweg - Alte Bahntrrasse in Born
Eine alte Bahntrasse kreuzt den Vennbahnweg in Born

Hinkommen und Wegkommen

Theoretisch kann man mit dem Zug nach Troisverges fahren, es gibt Züge nach Liége (Belgien) und nach Luxemburg Stadt. Ich bin allerdings über die Vennquerbahn (und dann über die Vennbahn) nach Troisvergiers gefahren. Den Blogpost zur Vennquerbahn findet ihr hier. Das ging ganz gut.

 

Der Vennbahnweg endet in Aachen direkt am Bahnhof Rothe Erde, von dort aus fahren zwei Züge pro Stunde nach Köln (und weiter ins Ruhrgebiet/nach Siegen), alternativ kann man natürlich auch zum Aachener HBF fahren, wo Fernverkehrszüge fahren.

fluegelwesen - Alte Bahnhöfe an der Vennbahn
Zu einer alten Bahntrasse gehören auch alte Bahnhofsgebäude
fluegelwesen - Burg Reuland am Vennbahnweg
Der Blick auf Burg Reuland

Streckenverlauf

Auf 125km schlängelt sich die Vennbahn durch die Eifel und das Hohe Venn. Die Steigung ist, bis auf zwei Ausnahmen wirklich gering: Direkt nach dem Bahnhof in Troisverges geht es recht steil hoch auf die alte Bahnstrecke - hui, direkt zu Beginn richtig anstrengend. Der zweite steilere (in dieser Richtung) Abstieg erfolgt nur ein paar Kilometer weiter: Die Bahnstrecke führt eigentlich durch einen Tunnel, der Luxemburg mit Belgien verbindet. Da dort aber Fledermäuse nisten, die nicht gestört werden wollen, gibt's eine Umleitung, die auch mit einer durchaus anspruchsvollen Steigung verbunden ist.

Danach geht's aber recht gemütlich und ohne große Steigung weiter - ein richtiger Bikepacking-Traum! Als alte Bahnstrecke umfährt der Vennbahnweg meist die Orte, nichtsdestotrotz gibt es immer mal wieder Straßen, die es zu überqueren gilt. Die Übergänge sind meist auffällig farbig markiert und durch Gatter wird man als Radfahrer*in meist auch zum Abbremsen gezewungen.

fluegelwesen - Vennbahnweg und Vennquerbahnweg treffen sich
Hier trifft der Vennbahnweg auf die Vennquerbahn. Hut zu sehen: Die tolle Qualität der Wege

Die erste Sehenswürdigkeit ist Burg Reuland, eine Burgruine die über dem gleichnamigen Ort thront - für mich der ideale Ort für eine kleine Pause. Sobald man Burg Reuland hinter sich gelassen hat, folgt der Weg der Our, einem rauschenden Bergbach. Wenn's warm ist, kann man an der einen oder anderen Stelle bestimmt gut die Füße ins Wasser halten. Mir war's ehrlich gesagt zu kalt. Hier kommt auch ein Stück, dass ich nicht so schön fand: Es geht nämlich kurz vor dem Ort Auel runter von der Bahnstrecke und über holprige Schotterwege wird der Weg umgeleitet, um schlussendlich die Our zu überqueren. Nachdem man Auel passiert hat folgt eine nun sehr schmale Brücke über die Our. Das war's aber auch an Jammerrei über den Weg.

Der Weg folgt der Our bis man in Steinebrück einmal scharf abbiegen muss, um nicht versehentlich auf den Kylltal-Radweg zu wechseln.

Die Strecke durchquert das kleine Dorf Neidingen, wo Info-Tafeln über den Bau der Bahnstrecke für Kriegszwecke informieren. Denn das schwere Erbe gehört auch irgendwie zu dieser Bahnstrecke dazu.

Überall am Wegesrand: Sehr neugierige Kühe
Überall am Wegesrand: Sehr neugierige Kühe

Der Weg von Neidigen nach St. Vith führt dann auch überwiegend über Straßen und umständlich durch den Wald - die ehemalige Bahnstrekce wird auch hier verlassen. In St. Vith selbst kann man in der Nähe des ehemaligen Bahnhofs einkehren und die Energiereserven aufladen. In einem Café trank ich ein paar Eistee und versteckte mich vor einem kurzen, aber heftigen Schauer.

Weiter geht's durch die Vennlandschaft nach Born. In Born führt der Vennbahnweg unter einer alten Bahnbrücke hindurch, die teilweise auch besichtigt werden kann. Der Anstieg auf die Bahnbrücke lohnt sich, die Aussicht ist ganz schön. Nachdem man Born verlassen hat geht es nun durch den schönsten Teil des Vennbahnwegs: Wälder wechseln sich mit einer Hochmoor-Landschaft ab, hin und wieder gibt es kleine Bäche und See: Das Tal der Emmels war mein absolutes Highlight auf dieser Bikepacking-Tour. So habe ich mir das Venn immer vorgestellt: Weite, moorige Landschaft, hin und wieder Wälder, hier und da etwas Wasser. Einfach richtig schön!

Durch Wiesen und Wälder schlängelt sich dann der Vennbahnweg weiter bis nach Waimers, wo er auf die Vennquerbahn in Richtung Malmedy trifft. Für ein paar Kilimoter geht's gemeinsam weiter, bevor sich die Strecke in Weywertz wieder teilt. Die Vennquerbahn bahnt ihren Weg durch ausgesprochen schöne Landschaft nach Jünkerath (das war der Start dieser Bikepacking-Tour). Die Vennbahn bahnt ihren Weg nach Aachen. Für mich geht's weiter auf der Vennbahn.

fluegelwesen - biekpacking auf dem vennbahnweg
Ziemlich vollgepacktfahren das Rad und ich durch die wunderschöne Eifel

Nach Weywertz ist der nächste größere Halt Sourbrodt -  hier gibt's noch alte Bahninfrastruktur zu sehen. Sourbrodt ist auch der höchste Punkt der Strecke, ab hier geht's überwiegend bergab! Juhu! Der Weg folgt nun der Rur durch eine ausgesprochen schöne Landschaft. Hier liegen sogar noch Schienen! Und manchmal kommt einem sogar eine Draisine entgegen. Aber weiter geht's durch's hohe Venn. Der Weg streift Monschau, das immer einen Besuch wert ist (ich mir aber diesmal gespart habe, ich war kurz vorher erst zum Wandern da). Nach Monschau wartet nochmal ein Mix aus Wald und Wiesen, bevor es nachdem man den Ort Lammersdorf passiert hat, durch ein richtig langes Waldstück geht. Kurz kreutz man den Roettgen, von dem man eigentlich gar nicht sooo viel mitbekommt, um wieder in einem Waldstück zu verschwinden. Abwechslung bringt der Bahnhof Raeren, hier gibt's noch richtig viel Bahninfrastruktur zu sehen! Genauso wie im nächsten größeren Ort Walheim, wo neben dem Bahnhofsgebäude noch viele alte Züge stehen. Und dann geht's auch schon recht zügig auf Aachen zu. Die Vennbahn überquert ein Viadukt mit traumhafter Aussicht und durchquert kurz darauf das kleine Städtchen Kornelimünster, das eine ausgesprochen schöne Altstadt hat. Danach geht's nochmal über ein Viadukt und dann ist die Vennbahn auch schon in Brand, einem Stadtteil von Aachen angekommen. Die Strecke durch Aachen nach Rothe Erde ist ganz okay, man kann damit die Hauptverkehrsstraße umgehen. Wenn man's eilig hat, kann man aber auch ganz gut auf der Trierer Straße bis nach Rothe Erde flitzen. In Rothe Erde endet der Vennbahnweg noch nicht ganz. Ein paar Kilometer kann man den Schienen noch ins Frankenberger Viertel folgen, wo dann aber definitiv Ende ist.

fluegelwesen - vennbanweg - Schutzhütten am Wegesrand
Überall gibt's Schutzhütten an der Strecke, so wie hier in Monschau! Hier lädt ein alter Bahnwaggon zum Pausieren ein.

Unterkommen

Es soll ja Menschen geben, die die 125km an einem Tag fahren. Ich gehöre (noch) nicht dazu. Meine Reise führte mich von Coo (am Ende der Vennquerbahn) erst über die Vennquerbahn und dann über die Vennbahn zunächst nach Wemperhardt, einem Ort direkt an der Vennbahn und an der Grenze zwischen Luxemburg und Belgien. Hier habe ich im Hotel Wemperhardt übernachtet. Die Lage im Einkaufzentrum ist etwas gewöhnungsbedürftig, ansonsten ist das Hotel super - es gibt auch einen Extra Fahrrad-Abstellraum. Von Wemperhardt gings dann nach Troisvergers, die ganze Vennbahn wieder hoch nach Weywertz, wo ich im Gästehaus Sylvie bei einem unfassbar netten Gastgeber-Paar übernachtete. Weywertz liegt kurz vor der Hälfte des Vennbahnwegs, daher eignet sich der Ort gut als Übernachtungsmöglichkeit.

fluegelwesen - Unterwegs beim Bikepacking kochen
Das Schöne am Bikepacking: Selber kochen!

Essen & Verpflegung

Da die Vennbahn meist die großen Orte umfährt, muss man sich  selbstständig um's Essen kümmern. Ich habe wieder auf meinen Trangia zurück gegriffen und mir unterwegs Nudeln gekocht. In St. Vith gibt es direkt am ehemaligen Bahnhof ein Café, wo man die Akkus aufladen kann. Ansonsten empfehle ich entweder, recht viel selbst mitzunehmen oder gezielt Einkehrmöglichkeiten anzufahren. Denn es ist äußerst selten, dass man spontan an einer vorbei kommt.

Ansonsten habe ich inbesondere Ostbelgien als eher strukturschwache Region mit wenig Orten und noch weniger Restaurants und Imbissen kennen gelernt. Seit einer Tagestour, bei der ich verzweifelt eine Frittenbude gesucht (und nicht gefunden habe!), habe ich immer etwas Sorge, in Belgien zu verhungern...

fluegelwesen - Pommes am Vennbahnweg
Die wichtigste Mahlzeit, wenn man in Belgien ist: Pommes!
fluegelwesen - bikepacking auf dem Vennbahnweg
Auf diesen Schildern werden die Streckenkilometer seit Start angegeben. Ganz schön praktisch!

Fazit

Die Vennbahn lohnt sich sehr! Durch die geringe Steigung und die abwechslungsreiche Landschaft ist sie auch für Anfänger*innen gut geeignet. In zwei Tagen (also an einem Wochenende) kann man die 125 km gut fahren. Ich möchte auf jeden Fall wiederkommen!

 

Wer Lust auf mehr hat, kann noch die Vennquerbahn nach Jünkerath mitnehmen, diesen Abschnitt fand ich besonders schön. Oder ab Aachen ebenfalls über eine alte Bahnstrecke nach Liège (das habe ich gemacht), alternativ führt von Aachen auch ein Radweg nach Köln... Die Möglichkeiten für mehrtägige Bikepacking-Touren sind vielfältig!

fluegelwesen - bikepacking auf dem Vennbahnweg: Bahnhof Rothe Erde
Das Ziel: Der Bahnhof Rothe Erde! Der Vennbahnweg selbst reicht noch ein paar Kilometer bis zum Frankenberger Viertel.

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